Textatelier
BLOG vom: 08.03.2009

Beobachtungen im Haus: Flausen am Boden und im Kopf

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
 
Jedesmal, wenn ich den Raum wische, in dem die Wäsche getrocknet wird, wundere ich mich über die vielen Flausen. Die Fenster sind meist einen Spalt weit offen, und durch diese schmale Schleuse wirbelt der Wind allerlei feinstes Material herein, das ich nicht einmal benennen kann. Heute aber einmal ganz kleine, leicht gewölbte Vogelfedern.
 
Woher kommen die Flausen? Im Frühjahr und Sommer von Bäumen und Blüten. Aber jetzt im Winter?
 
Von der Wäsche. Wenn ich sie aufhänge, flattert kein Staub davon. Die Stücke sind nass. Feuchtigkeit bindet Gewebepartikel. Sind sie dann trocken, fallen Flausen ab. Abnützungserscheinungen von der Automatenwäsche. Und Durchzug wirbelt sie umher. Sie treffen sich, verbinden sich, werden gross und als flaumige Gebilde sichtbar. Darum benötigen wir im Haushalt einen Flaumer, mit dem wir diesen flauschigen Abfall einfangen können.
 
Und die Flausen im Kopf? Die wurden uns schon im Kindesalter ausgetrieben. Träumer waren nicht gefragt, flaumweiche Gedanken minderwertig taxiert und vertrieben. Sie gelten als Blödsinn, Widersinn und Unsinn. Gedanken müssen geordnet sein und ihre Stränge sauber und frisch.
 
Anders die Wollflausen im Winterpullover. Sie lassen nicht los, rücken zusammen, verfilzen sich. Und geben warm, wie es kein Mischgewebe kann.
 
Heute habe ich einen Flausenbausch aufgehoben. Er hatte sich an ein Haar gehängt. Ein schönes Gebilde, wie ein verästelter Zweig.
 
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