Textatelier
BLOG vom: 06.12.2010

J.G. Schnitzers Buch: Gesundheit, Getreide, Welternährung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Der Herausgeber Dr. Johann Georg Schnitzer (Jahrgang 1930) hat kürzlich ein 416 Seiten starkes Buch mit den wichtigsten Erkenntnissen einer gesunden und ausreichenden Ernährung mit Getreide herausgebracht. In diesem Werk integriert sind: Die Schrift von Prof. Dr. Werner Kollath „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“, Beiträge von Prof. Dr. Herbert Warning („Kollath, wissenschaftliche Arbeiten“, „Das Leben Werner Kollaths“) und die Arbeit des französischen Privatgelehrten Frédéric Stahl („Sicherung der Eiweissversorgung durch intelligente Kombination pflanzlicher Lebensmittel“).
 
Im 1. Teil berichtet J. G. Schnitzer über die Zunahme der chronischen Krankheiten in den „hoch entwickelten“ Ländern. Besonders gravierend ist der Anstieg von Bluthochdruck und Diabetes (nur die Hirninsuffizienz breitet sich stärker aus, wie er betont). Die Krankheitskosten steigen ins Unermessliche.
 
Schnitzer prangert das „Krankheitsunwesen“ an. Nach den Ursachen der Krankheiten wird kaum geforscht. Die Studien werden in der Regel von der Pharmaindustrie gesponsert, und die Geldgeber haben nur eines im Sinn: Medikamente für die Krankheiten zu entwickeln und eine Dauerbehandlung anzustreben. Auch die Bundesregierung wirft hier nur so mit dem Geld herum. Für die „individuellere Ausgestaltung der Behandlung“ von Diabetes wurden 300 Millionen Euro im Jahre 2009 bereitgestellt. Es wäre für die Gesundheit der Menschen unzweifelhaft besser, wenn auch die Gelder in die Erforschung der Krankheitsursachen gesteckt würden.
 
Der Autor berichtet auch über seine Schwierigkeiten, den Ärzten, Zahnmedizinern, Politkern und Verantwortlichen der Gesundheitspolitik seine Botschaft in vielen Schriften, Vorträgen und Studien für eine gesunde und natürliche Gesundheit mitzuteilen. Ihm wurden viele Steine in den Weg gelegt. Das hatte leider auch Prof. Kollath zu spüren bekommen.
 
Obwohl in Studien (Bluthochdruck, Lepra) mit der „Schnitzer-Intensivkost“ sensationelle Heilungen verzeichnet wurden, wollten Ärzte und Wissenschaftler dies nicht wahr haben. Sie verweigerten aktiv die Anwendung dieses Wissens. Es gab sogar Verlage, die Restbestände seiner Bücher auf undurchsichtigem Wege aus dem Verkehr zogen. Hier waren wohl die Lobbyisten am Werk, denn es darf nicht sein, dass „Aussenseiter“ recht haben und ihre Geschäfte kaputt machen. Denn die „Krankheitsindustrie“ ist ein Milliardengeschäft.
 
Schnitzer schrieb zu den für Gesundheitspolitik Verantwortlichen: „Aus ihren wissentlichen Unterlassungen muss man schliessen, dass ihnen die Interessen jener Wirtschaftsgruppen, deren Existenzgrundlage die Krankheiten der Bevölkerung sind, näher liegen als das Recht der – sie mit ihren Steuerabgaben finanzierenden – Bevölkerung, vor Krankheiten und vor solchen Partikularinteressen geschützt zu werden.“
 
Im 2. Teil ist das bereits 1964 publizierte und längst vergriffene Buch „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ von Prof. Kollath (1892‒1970) integriert. Dieses mehr denn je aktuelle Werk vermittelt einen Überblick über die Ernährungsforschung und ihre bis heute nachwirkenden Irrtümer und Fehlentscheidungen im 19. und bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Kollath schildert eigene langjährige Forschungsarbeiten und zeigt die Konsequenzen auf für Gesundheit und Leben des Einzelnen, der Familien und der ganzen Weltbevölkerung. Dr. Schnitzer ist es zu verdanken, dass dieses wichtige Buch auch den heutigen Menschen zur Verfügung steht.
 
Kollath gilt als Pionier der Vollwerternährung. Er hat in seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Studien nachgewiesen, dass das Getreide eine unentbehrliche Grundlage für eine vollwertige Ernährung darstellt. „Wir müssen alles tun, um die mühsam erarbeitete Lebensgemeinschaft mit dem Getreide zu erhalten und nicht zu gefährden“, mahnte Kollath.
 
Kollath zeigte als einer der ersten Forscher auf, dass der Gebissverfall mit der mechanischen Verfeinerung der Getreide zusammenhängt. Völker, die sich in der Hauptsache von Vollgetreidebreien ernähren, haben gesunde Gebisse. Hält aber dann die europäisch-amerikanische Feinkost Einzug, ist es vorbei mit den herrlichen Zähnen. Der Gebissverfall schreitet unaufhörlich fort. Dies ist auch der Fall, wenn Feinmehlprodukte mit Vitaminen aufgewertet wurden. Dazu Kollath: „Den Beweis für das Versagen dieser Vitaminisierung liefert der fortschreitende Gebissverfall, gekennzeichnet durch Karies, Parodontose usw.“
Des Weiteren schildert der Autor einige der physiologischen Wirkungen der Frischkorn-Gerichte und die Heilerfolge durch Frischkornschrot.
 
Im 3. Teil des Buchs hat der Arbeitsmediziner Prof. Dr. Herbert Warning die wissenschaftlichen Arbeiten von Werner Kollath in einem Verzeichnis zusammengefasst und auch interessante Fakten über das Leben des grossen Ernährungsforschers mitgeteilt. Die Dokumentation mit 326 eigenen Arbeiten Kollaths und 26 Arbeiten von Doktoranden und Mitarbeitern geben einen umfassenden Überblick über das Lebenswerk dieses grossen Forschers und Gelehrten. Seine Arbeiten beginnen 1920 und enden 1963. Ein Bücherverzeichnis mit 28 Werken schliesst sich an. Ausserdem sind Arbeiten anderer Autoren zur Thematik und gegnerische Publikationen aufgeführt.
 
Der 4.Teil behandelt das Thema „Sicherung der Eiweissversorgung durch intelligente Kombination pflanzlicher Lebensmittel“ von Frédéric Stahl. Er konnte schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen, dass zu einer vollwertigen Eiweissversorgung der Menschen kein tierisches Eiweiss erforderlich ist. Durch eine intelligente Kombination pflanzlicher Eiweissträger ist es nicht nur möglich, besser und gesünder zu leben ‒ auch eine bessere Versorgung und Funktionsfähigkeit des Gehirns erfolgt hierdurch. Er zeigt eindrucksvoll auf, dass auf einer Million Hektar Ackerfläche anstelle von 4 Millionen Menschen, die sich pflanzlich-tierisch gemischt ernähren, bis 21 Millionen Erdenbewohner reichlich zu essen haben, wenn diese eine vollwertige pflanzliche Kost praktizieren.
 
Abschliessend stellt F. Stahl fest: „Sowohl für die Bewältigung des Welternährungsproblems als auch für die Erhaltung der geistigen Kraft der zivilisierten Welt ist es notwendig, das Eiweissproblem mithilfe der Getreide zu lösen.“
 
Zahlreiche Tabellen, weiterführende Informationen und ein umfangreiches Suchregister sind in dem Buch exzellente Hilfen.
 
Fazit
Das wertvolle Buch bringt eine Fülle von Informationen. Es deckt schonungslos die Fehler der Ernährungsforschung und die Ursachen der chronischen Krankheiten und Todesursachen auf. Besonders wertvoll sind die Tipps zu einer gesunden Ernährung mit Getreide. Durch eine ideale Kombination pflanzlicher Lebensmittel ist es möglich, sich optimal und artgerecht zu ernähren und sich vor Krankheiten zu schützen.
 
„Jeder kann damit sogleich bei sich selber und in seinem Einflussbereich anfangen und sollte es auch, denn nur, wenn Viele es tun und es auch weitersagen, kann Besserung für die Menschheit eingeleitet werden“, schreibt Schnitzer.
 
Ein Schnitzer-Spruch, der sich immer stärker als zutreffend erweist:
 
„Die Medizin kümmert sich um Ihre Krankheiten, Von diesen lebt sie.
Um Ihre Gesundheit müssen Sie sich selber kümmern. Von dieser leben Sie.“
 
Dem hervorragenden und faszinierenden Buch ist eine grosse Verbreitung zu wünschen. Jeder sollte das Buch gelesen haben, im Besonderen die junge Generation, die sich so das für die Zukunft entscheidende Grundwissen aneignen kann.
 
Anhang
 
Interview mit Dr. Johann Georg Schnitzer
 
Wann entstand die Idee zum Buch „Gesundheit, Getreide, Welternährung?“
 
Dr. J. G. Schnitzer: Sie entstand, als das Buch von Prof. Kollath „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ vergriffen war, der letzte Verlag zu existieren aufgehört hatte, die letzte Druckerei insolvent geworden war und deren Vermieter alles bis auf den Maschinenbestand für die Müllabfuhr an die Strasse gestellt hatte – einschliesslich der Druckfilme für Kollaths Buch. Um dieses wichtige Buch zu retten, musste ich es aus den bei mir vorhandenen Restexemplaren in jedem Detail vollständig neu erstellen.
 
Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie zu kämpfen, um die Druckrechte des Buches von Prof. Kollath zu bekommen?
 
Schnitzer: Das Buch „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ von Prof. Kollath war schon einmal vergriffen gewesen. Dieses für die Gesundheit jedes Menschen wie ganzer Bevölkerungen wichtige Wissen war nicht mehr zugänglich. Den von Krankheiten und deren Ursachen lebenden Interessengruppen konnte das nur recht sein.
 
Die letzte Verlegerin von „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ – sie hatte den kleinen Verlag erst seit Kurzem übernommen – bat darum, 300 Exemplare an Bestellungen zusammen zu bringen, erst dann könne sie eine Neuauflage wagen. Deshalb hatte ich im August 2003 dazu aufgerufen, durch Bestellung dieses so grundlegend wichtigen Buches dazu beizutragen, dass es wieder aufgelegt werden kann.
 
Der Aufruf hatte Erfolg. Insgesamt kamen 250 Bestellungen zusammen, und es konnte eine Neuauflage gestartet werden. Ab September 2003 war dieses Buch wieder erhältlich.
 
Seit Oktober 2008 war die so zustande gekommene Auflage vergriffen. Die damalige Verlegerin konnte ihren Verlag nicht halten und musste aufgeben. Auch die damalige Druckerei – bereits die zweite, die dieses Buch gedruckt hatte – musste ihren Betrieb aus finanziellen Gründen einstellen. Eine dritte Druckerei, bei der die Druckfilme danach lagen, ging ebenfalls in Konkurs. Als der Vermieter der Druckereiräume keine Miete mehr bekam, stellte er die ganzen Druckvorlagen der Druckerei (darunter auch die für Kollaths Buch) für die Müllabfuhr zum Abholen an die Strasse. Nachdem ich den Konkursverwalter auf komplizierten Wegen ausfindig gemachte hatte, erfuhr ich, dass nur noch Druckmaschinen in dem betreffenden Gebäude drin stehen. Die Druckfilme existierten nicht mehr.
 
Noch schwieriger war eine über viele Monate und mehrere Stationen sich hinziehende Suche nach den Inhabern der Druckrechte. Einige dachten zunächst, sie zu besitzen, bis sich nach vielen Wochen des Wartens und Nachfragens herausstellte, dass es nicht stimmt. Schlussendlich fand ich die Inhaberin – es ist die Werner und Elisabeth Kollath Stiftung (Bad Soden, Taunus). Diese, von mir um Erlaubnis für die erneute Verfügbarmachung des Buches in dem beabsichtigten erweiterten Rahmen gebeten, gab mir diese gerne.
 
Warum publizierten Sie das Buch von Prof. Kollath als Teil eines grösseren Gesamtwerkes?
 
Schnitzer: Mir ging es darum, das Buch „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ in nunmehr grösserem Zusammenhang der Ernährung und Gesundheit einer rasch wachsenden Weltbevölkerung auch weiterhin lebendig und verfügbar zu halten. Kollath zeigt auf, warum die Getreide die wichtigste Grundlage für die Entwicklung der Menschheit und frühe gesunde Hochkulturen waren, und warum Krankheiten und Degeneration einsetzten, als diese Lebensgemeinschaft mit den Getreiden aus kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen aufgekündigt wurde.
 
Wie ging es mit dem Projekt weiter? Warum haben Sie sich entschlossen, Arbeiten von Prof. Herbert Warning und Frédéric Stahl aufzunehmen?
 
Schnitzer: In monatelanger mühsamer Detailarbeit habe ich dann aus den bei mir noch vorhandenen Exemplaren inhaltlich identische Druckvorlagen erstellt. Hinzugefügt habe ich die Arbeit von Prof. Herbert Warning „Werner Kollath, wissenschaftliche Arbeiten“, deren Umfang die wissenschaftliche Bedeutung Kollaths unterstreicht und seinem letzten Werk „Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft“ – einem Resümee aus seinen lebenslangen Forschungen und Erfahrungen – ein ausserordentliches Gewicht verleiht.
 
In dem ebenfalls angefügten Vortragsmanuskript Warnings „Das Leben Werner Kollaths“ wird deutlich, welcher solide familiäre, schulische und universitäre Bildungshintergrund über Generationen diese Entwicklung Kollaths zu einer solchen Forscherkapazität möglich gemacht hat – ein gutes Lehrbeispiel für heutige Familien ebenso wie für Lehrkräfte und Kultusminister.
 
In dieser Gesamtausgabe ist neben den erwähnten Arbeiten auch jene des französischen Privatgelehrten Frédéric Stahl über die Sicherung der Eiweissversorgung auf pflanzlichen Grundlagen enthalten. Schon 1973 hatte ich Stahl um die Erläuterung seiner Erkenntnisse und Berechnungsmethoden gebeten und diese Arbeit in meinem damaligen Verlag unter dem Titel „Die Erde hat Eiweiss für Alle“ herausgebracht. Auch diese war vergriffen, die Druckvorlagen nicht mehr vorhanden, so musste ich auch diese ganz neu aus einem vorhandenen Exemplar der früheren Arbeiten erstellen. Diese konnte dann Frédéric Stahl – inzwischen 83 Jahre alt und geistig wie körperlich in bester Verfassung – durcharbeiten, ergänzen und auf den neuesten Stand bringen. Dieser Beitrag trägt den Titel: „Sicherung der Eiweissversorgung durch intelligente Kombination pflanzlicher Lebensmittel.“
 
Welche Bedeutung hat das Grundlagenwissen, das in Ihrem Buch so eindruckvoll dargestellt wird, für jeden von uns?
 
Schnitzer: Mit diesem Buch steht das gesamte Grundlagenwissen zur Verfügung, um die Zivilisation auf eine nächsthöhere Stufe ohne Degeneration, ohne Zivilisationskrankheiten und mit gesundem Nachwuchs zu heben. Gleichzeitig erlaubt dieses Wissen, ausreichende und gesunde Nahrung für alle Menschen ohne den verlustreichen, menschenunwürdigen und umweltschädigenden Umweg über das Tier verfügbar zu machen. Bisher werden ja 70 % der Ackerflächen für Tierfutter zur Fleischerzeugung beansprucht!
 
Damit reichen die heute auf der Erde vorhandenen Anbauflächen und die traditionellen Sorten an Nahrungspflanzen und Getreide – ohne die unnötigen, gefährlichen und verantwortungslosen Genmanipulationen! – bei weitem aus, alle lebenden Menschen satt zu machen und den Hunger aus der Welt zu schaffen. Die FAO (Food and Agricultural Organization of the United Nations, Sitz in Rom) stellte unlängst fest, dass auch für 50 Milliarden Menschen ausreichend Nahrung angebaut werden könnte.
 
Dieses Grundlagenwissen erlaubt denjenigen, die es sich zu eigen machen, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen in Sachen Gesundheit, körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, Ernährungsweisen, Nahrungsversorgung, Nahrungsanbau im Kleinen wie im Grossen – ganz gleich, ob es um die Familie, das Land oder um die Weltbevölkerung geht.
 
Sehr geehrter Herr Schnitzer, ich bedanke mich für das Interview.
 
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