Textatelier
BLOG vom: 01.02.2013

Schwungvolles Frühlingserwachen nach dem Winterschlaf

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Der Frühling sollte keine müde Angelegenheit sein, im Gegenteil. Dem Thema Frühjahrsmüdigkeit wurde im Blog vom 09.04.2008 („Frühjahrsmüdigkeit: Strategien gegen das grosse Gähnen“) viel Ehre angetan ... und jetzt soll für den nötigen Schwung gesorgt werden. In diesem neuen Blog werde ich die von Ursel Bühring in ihrem Buch „Kuren für Körper und Seele“ (Untertitel: „Organe pflegen mit Heilpflanzen“) empfohlene Organpflege in Form von Kuren in den Vordergrund stellen. Wie schon in der Buchbesprechung erwähnt, kann die Pflege eines Organs mit Heilpflanzen den Jahreszeiten angepasst werden. Es gibt Kuren für den Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Der Schlappheit wird damit ganzjährig den Garaus gemacht.
 
Betrachten wir zunächst, warum es zur Frühjahrsmüdigkeit kommt und welche Frühjahrskuren, im Volksmund auch Blutreinigungs-, Entschlackungs- und Entgiftungskur genannt, die Besten sind. Die wichtigsten Ursachen dürften die Folgenden sein: Mangel an Licht und Sonne im Winter, mangelnde Bewegung, üppige und vitaminarme Ernährung und der Lebensrhythmus. Die Frühjahrsmüdigkeit ist also keine Krankheit, der Körper braucht Zeit, sich umzustellen. Es gibt gute Tipps gegen die Frühjahrsmüdigkeit, wie wir sehen werden. Zunächst einmal grundsätzliche Bemerkungen zur Entgiftung und Entschlackung.
 
Entgiften und Entschlacken
Immer wieder empfehlen Fachleute, mindestens einmal im Jahr eine Entschlackungskur zu machen. Das Frühjahr eignet sich dazu am besten. Dies ist deshalb notwendig, weil unser geplagter Körper mit einer Vielzahl von Stoffen wie Umweltgifte, Nahrungsmittelzusatzstoffe, Schimmelpilze, Benzpyrene, Pestizide und Arzneimittel fertig werden muss. Dazu kommen noch die zahlreichen Bestandteile einer üppigen Nahrung mit reichlich Fleisch und Wurst und der Alkoholgenuss. Unser Organismus bewältigt die Flut dieser Stoffe deshalb, weil er die Fähigkeit zur Abwehr, Entgiftung und Selbstreinigung hat. Besonders helfen uns die Gallenblase, Leber, Lunge, Niere, Haut und der Darm bei der Ausscheidung von Giften. In Zeiten des Überangebots kann es jedoch zu einer vorübergehenden Ablagerung von Stoffwechselprodukten, sogenannten „Schlacken“ im Binde-, Knorpel- und Fettgewebe kommen.
 
Und wie reagiert der überstrapazierte Körper? Nun, er reagiert mit Müdigkeit, Energielosigkeit, Sodbrennen und trockener Haut. Auch können sich rheumatische Erkrankungen, Gicht und Darmentzündungen manifestieren.
 
Durch eine Entschlackungskur mit Heilpflanzen, Frischpflanzen- und Gemüsesäften kann der „Abfallberg“ entsorgt und auch die Beschwerden zum Verschwinden gebracht werden. Eine solche Kur hat noch einen Nebeneffekt: Man nimmt sanft ab.
 
Es gibt nicht wenige Menschen, die sich im Frühjahr für eine Fastenkur oder eine energiereduzierte Kost entscheiden. Sehr gut bewährt haben sich eine 10-Tage-Kur mit naturreinen Frischpflanzen-Press-Säften (Artischocken-, Brennnessel- und Kartoffelsaft) sowie Gemüse- und Obstsäften (Tomatensaft mit sättigendem Apfelpektin oder einen Möhre-Apfel-Mango-Mix). Wichtig ist Folgendes: Die Pflanzen sollten aus biologischem Anbau oder kontrollierter Wildsammlung stammen, um den Organismus nicht gleich wieder mit unerwünschten Stoffen zu belasten.
 
Folgende Vorteile kristallisierten sich heraus: Aktivierung des Stoffwechsels, wirksame Entwässerung und Entschlackung, Blutreinigung und Entsäuerung. Auf Grund dieser Effekte konnten eine Reduktion des Körpergewichts auf natürliche Weise, eine gesteigerte Vitalität, eine Stärkung der Abwehr, eine Anreicherung mit basenbildenden Mineralstoffen und ein Wohlbefinden erreicht werden.
 
Anmerkung: Laut DGE ist die Entschlackung ein pseudomedizinischer Begriff ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Ursel Bühring dazu: „Wer einmal die vielseitigen Verbesserungen nach einer Frühjahrskur am eigenen Leib erfahren hat, wird sie Jahr für Jahr wiederholen und schert sich nicht um Begrifflichkeiten.“ Ich stimme hier zu.
 
Kreislaufbeschwerden beim Fasten
Eine 59-jährige Frau aus meinem Bekanntenkreis wollte auf Anraten von Freundinnen im Frühjahr eine Fastenkur machen. Nach 3 Tagen musste sie diese abbrechen, weil sie erhebliche Kreislaufprobleme bekam. Auf meine Empfehlung hin führte sie die bereits erwähnte 10-Tage-Kur mit Frischpflanzen-Press-Säften und Gemüse-Obst-Säften von Schoenenberger durch. Ausserdem trank sie nach den 10 Tagen einen Tee von Brennnesseln, Birken- und Löwenzahnblättern (gleiche Anteile). Alle erwähnten Produkte vertrug sie ausgezeichnet. Sie hatte keine Probleme mit ihrem Kreislauf mehr. Sie fühlte sich wohl und bemerkte nach der Kur einen ungewohnten Tatendrang. Sie war so begeistert, dass sie eine solche Kur zweimal im Jahr durchführt.
 
Welche Pflanzen haben sich bewährt?
Für eine Frühjahrskur haben sich folgende Heilpflanzen bewährt:
 
-- Harntreibende, stoffwechselfördernde Pflanzen: Acker-Schachtelhalm, Birke, Brennnessel, Löwenzahn.
-- Unterstützung des Hauptentgiftungsorgans Leber: Artischockenblätter, Mariendistelsamen, Löwenzahnkraut; Leberwickel mit Schafgarbe.
-- Anregung der Ausscheidung über den Darm: Löwenzahn, Schafgarbe, Chicoréesalat, Lein- oder Flohsamen.
-- Anregung der Hautdurchblutung und Förderung der Ausscheidung über die Haut: Trockenbürsten, Wechselduschen, Schwitzen, Sauna, schweisstreibende Pflanzen wie Ingwer, Holunder- und Lindenblüten.
-- Verdauungshilfen und Anregung der Produktion von Verdauungssäften: Pflanzen mit Bitterstoffen wie Löwenzahn, Schafgarbe, Wegwarte, Enzian, Wermut.
 
Die beste Organpflege im Frühjahr
Ursel Bühring betont in ihrem Buch, dass das Blut und Gewebe von Giftstoffen und Stoffwechselprodukten (sogenannten „Schlacken“) durch Frühjahrskuren befreit wird. „Indem Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktionen aktiviert werden, wird der Körper vor Beschwerden geschützt und Erkrankungen verhindert. Das ist Vorsorge im besten Sinne! Man fühlt sich wie neu geboren,“ so Ursel Bühring.
 
Welche Organe profitieren von einer Frühjahrskur? Es sind die Organe Leber und Galle, der Darm, die Blase und die Niere, der Bewegungsapparat und die Haut. Hier ihre Empfehlungen:
 
Galle und Leber: Mariendistel (Leberschutz) und die Gelbwurz (gut für die Galle). Die Mariendistel verbessert die Entgiftungsmöglichkeiten der Leber und schützt gleichzeitig die Leberzellen. Bei Leberschäden wurde schon nach 2-wöchiger Einnahme von Zubereitungen der Mariendistel eine Verbesserung des Appetits und der chronischen Müdigkeit gesehen. Die Pflanze half auch bei Übelkeit, Fettunverträglichkeit und Blähungen. Die Gelbwurz (Kurkuma) stärkt Leber und Galle. Die Produktion von Gallensaft wird gefördert. Sie hilft bei Verwendung als Gewürz (Currypulver) bei Verdauungsbeschwerden.
 
Darm: Bärlauch und Flohsamen sind für die Pflege des Darms wichtig. Bärlauch stärkt die Darmflora, verbessert die Aufspaltung der Nahrung und Aufnahme in den Körper. Wer Bärlauch konsumiert, kann Gärungs- und Fäulnisprozesse mit Blähungen und Krämpfen verhindern. Bärlauch wirkt auch gegen Bakterien, Viren, Pilze und Würmer.
 
Der Flohsamen ist ein „Darmtrainer“, wie Bühring bemerkt. Der Flohsamen ist ferner befähigt, krebserregende Verdauungs-Endprodukte zu binden und schneller auszuscheiden. Er regt den Darm an und ist auch ein Appetithemmer. Das kommt den Abnehmwilligen zugute. „Weil Flohsamen das Wachstum darmfreundlicher Bakterien unterstützen, sanieren sie auch die Darmflora“, weiss die Autorin zu berichten.
 
Weitere Verdauungshilfen sind Kümmel, Fenchel, Anis, Dill, Koriander, Petersilie. Sie sollten vermehrt in der Küche verwendet werden.
 
Magen: Der Magen freut sich, wenn er Vital- und Ballaststoffe und Gewürze bekommt. Wichtig sind das geruhsame und nicht zu viele Essen, ebenso ein zurückhaltender Konsum von Fettem, Frittiertem oder Industriezuckerhaltigem. Sodann sollte man seelischen Frust und Trauer nicht runterschlucken, sondern verarbeiten.
 
Ursel Bühring empfiehlt den „Magenschmeichler“ Süssholz und das „Verdauungsfeuer“ Ingwer. Süssholz schützt die Magenschleimhaut. Eine Süssholz-Kur ist Menschen mit empfindlichem Magen sehr zu empfehlen.
 
Ingwer hilft bei Reisekrankheit, nervösem und schwachem Magen, Blähungen, Völlegefühl und Appetitmangel. Er fördert den Speichelfluss, erhöht die Darmbewegung und mindert den Brechreiz.
 
Weitere Empfehlungen: Schwedenbitter zur Anregung der Verdauung, Kamille bei Reizmagen, Krämpfen, Magengeschwür (als Rollkur oder Dampfkompresse auf den Magen) und Malven-Ringelblumenblüten-Tee und eingeweichter Leinsamen bei Sodbrennen.
 
Weitere Empfehlungen zu einer Frühjahrskur: Wichtig ist, dass man bei der Kur eine bewusste, gesunde Ernährung (leichte, vitamin- und mineralstoffreiche Nahrung) einhält, sich viel bewegt und für einen ausreichenden Schlaf sorgt. Etliche schwören auf eine Anregung über die Haut: Empfehlenswert sind Trockenbürsten, Wechselduschen, kalte und wechselwarme Ganzkörperwaschungen, Kneippsche Güsse oder „Wassertreten“ in der Badewanne. Gerade die kaltwarmen Wechselduschen regen den Kreislauf an und sollen sogar – ein wenig – gegen Cellulite wirksam sein. Auch regelmässige Saunagänge sind sehr gut. Sie fördern die Durchblutung und stärken das Immunsystem.
 
Hinweis: Welche Rezepte und Aktivitäten haben sich bei Ihnen bewährt? Für jeden Hinweis bin ich Ihnen sehr dankbar.
 
Internet
www.ursel.buehring.de (hier kann das Buch versandkostenfrei direkt bestellt werden!)
 
Literatur
Bühring, Ursel: „Kuren für Körper und Seele“ (Organe pflegen mit Heilpflanzen), Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2012.
ISBN: 978-3-8001-7672-4.
Scholz, Heinz; und Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, IPa Verlag, Vaihingen/Enz 2002.
 
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