Textatelier
BLOG vom: 04.05.2013

Gedanken zur Monarchie: Objekt nationaler Identifikation

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Deutsche mit nostalgisch-idiotischen Monarchiewünschen („Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm….“) freuen sich, er ist zwar „nur“ ein König, und er „regiert“ im Nachbarland von Deutschland, aber er heisst „Willem“! Schliesslich stammt das niederländische Königshaus Oranje-Nassau vom deutschen Hause Nassau aus dem Jahr 1544 ab.
 
Die Demonstranten skandierten am 30.04.2013 in Amsterdam: „We Willem niet!“ als eine kurz ausgesprochene Form von „we will hem niet!“ = „Wir wollen ihn nicht!“ Sie waren allerdings in der absoluten Minderheit der begeisterten Bevölkerung.
 
Erbfolge garantiert keine Fähigkeit zur Bekleidung des Amtes eines Staatsoberhaupts. Das zeigt die Geschichte, aber auch der Blick nach Nordkorea.
 
Vielleicht dankt die Queen im United Kingdom deshalb nicht ab, möglicherweise traut sie ihrer Brut nicht, genauer Prinz Charles.
 
Wenn ich etwas über Monarchien und Königshäuser in den Medien mitbekomme, muss ich immer an die Märchen der Gebrüder Grimm denken. Sie zeigen uns Vergangenheit. Oder will jemand heutzutage immer noch Hexen verbrennen, seine eigenen Kinder in den Wald schicken oder gar selbst fressen? Wie kann jemand dann immer noch eine Monarchie an der Spitze des Staates sehen wollen?
 
Weniger als ein Viertel aller Staaten sind Monarchien, konstitutionelle oder absolute. In Europa sind es (bis auf Liechtenstein) konstitutionelle Monarchien, bei der die Monarchie die Aufgaben der Repräsentation übernimmt, vergleichbar mit beispielsweise dem Bundespräsidenten in Deutschland.
 
So hämisch die Medien immer über Grossverdiener schreiben, besonders wenn sie als Steuersünder oder sonst wie auffallen, so erstaunlich selten berichten sie über den Geldadel, allem voran das luxemburgische, belgische, niederländische und englische Königshaus. Das Riesenvermögen des Hauses von Oranien wird auf über 800 Millionen Euro geschätzt, und die Rendite daraus ist steuerfrei.
 
Die Frage, ob eine parlamentarische Demokratie mit einem gewählten Staatsoberhaupt für die Bürger steuerlich vorteilhafter ist als eine Monarchie, wird viel zu selten diskutiert. Die niederländische Monarchie kostet die Steuerzahler etwa 40 Millionen Euro, die britische Monarchie etwa 49 Millionen Euro.
 
Das Budget des deutschen Bundespräsidialamts, einschliesslich Versorgung der Beamten und der Bundesrichter, belief sich 2011 auf etwa 30 Millionen. Vergleichbar mit den Niederlanden ist das nur bedingt, Deutschland hat etwa 5 Mal so viele Einwohner wie die Niederlande, dementsprechend ist das Gesamtsteueraufkommen unterschiedlich.
 
Die Solothurner Zeitung veranstaltete im Internet zum Thronwechsel eine Umfrage, ob die Monarchien noch zeitgemäss seien. 65 % der Teilnehmer der Abstimmung verneinten das!
 
Die WELT und mit ihr der schweizerische Kulturwissenschaftler Alexis Schwarzenbach, „abstammend aus einer Schweizer Bürgerdynastie“, sieht das ganz anders. Er erblickt darin ein Gefühl für die nationale Gemeinschaft, die sich –symbolisch – in der Familie von höchstem Rang verkörpere. Ein Volk, das über diese Möglichkeit der Identifikation verfüge, feiere sich damit auch selbst. Ich habe meine Probleme mit der „Identifikation“ und auch damit, sich selbst zu feiern!
 
Die taz schrieb am 01.05.2013: „… Die Frage muss sich stellen: War diese Monarchin am Ende gar eine moderne Version des ‚guten Königs’? Schliesslich nannte sie ‚nicht Macht oder erblichen Einfluss, sondern der Gemeinschaft dienen’ als Ziel zeitgenössischer Regentschaft, die zudem den Respekt für die Demokratie zu fördern habe.
 
An dieser Stelle irrt Beatrix. Ihre Werte in Ehren, doch Monarchie und Demokratie, Untertanen und Bürger, dies sind auch 2013 fundamentale Gegensätze, die keine noch so ‚gute Königin’ aufzulösen vermag. Diese Erkenntnis umzusetzen, wird die Aufgabe der niederländischen Politik, wenn mit dem Thronwechsel auch der Charakter der Monarchie neu definiert wird.“
 
Ich zweifele an der Umsetzung dieser Erkenntnis. Vielleicht irre ich mich ja, und der neue König sieht seine Aufgabe demnächst als Ehrenamt! Die Finanzierung der Monarchie dürfte mit der jährlich anfallenden Rendite des Vermögens kein Problem sein!
 
 
Quelle
 
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