Textatelier
BLOG vom: 24.10.2015

Das Schreiben lässt sich nicht erzwingen

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Eine Leerseite starrt mich im PC an. Manchmal blitzt ein Einfall auf, und ich schreibe drauflos. Heute steht mir kein Einfall bei. Der Ausblick auf graue Wolken blockierte meine Fantasie. Es gälte, Farbtupfen in dieses düstere Wolkenmeer zu zaubern. “Aber du hast dein heutiges Thema in der Überschrift gefunden”, sprach ich mir zu. Gedanken tröpfelten zaghaft, wie es zu regnen begann. Ich drehe die Kurbel eines alten Autos (das bin ich …). Endlich springt der Motor an. Eine Rauchwolke entquillt dem Auspuff. Ich drücke aufs Gas und verlasse den Vorplatz.

Aber dem ersten Paragraphen muss ein zweiter folgen. Der Inhalt des Textes muss gestaffelt werden. “Was soll der Text beinhalten?” grüble ich. Erinnerungen erweisen sich immer wieder als Fundgrube, doch sie müssen frisch umgespatet und erzählerisch bearbeitet werden. Inzwischen hat sich der Regen verstärkt.

Der Beginn zur folgenden Geschichte ist gefunden:

Die Ernte von Rosskastanien

Anno dazumal warf ich im Herbst vergnügt mit einem kantigen Knebel Rosskastanien von einem mächtigen Baum beim Bachgraben. Wie sie tief purzelten, entsprangen dunkelbraun glänzende Kastanien aus den stacheligen Schalen. Einige andere Buben gesellten sich neugierig zu mir. Einer fragte: “Was willst du damit anfangen?”

Ich antwortete: “Daraus mache ich einen zoologischen Garten. Ich stupse ihnen vier Zündhölzchen als Beine in den Leib und setze ihnen dann einen kleineren Kastanienkopf auf und stecke ihnen zuletzt einen Schwanz ins “Füdli” (Dialekt für den Hinterteil).”

Du bist dumm”, meinte er. ”Viel besser sammeln wir sie und bringen sie als Tierfutter zum “Zolli”. Damit verdienen wir etwas! Warte, ich hole einen Sack.”

Du hast recht”, meinte ich. Zu Viert schleuderten wir unsere Bengel hoch, und der Sack füllte sich nach und nach. Im Zoo wurden wir mit genug Rappen belohnt, die für vier Schleckstengel ausreichten.

Für mich hatte die Sache einen Haken. Ein Nagel in meinem Knebel hatte meinen rechten Mittelfinger verletzt. Ich verklemmte meinen Schmerz und verbarg die Wunde vor meiner Mutter. Nach mehreren Tagen begann die Wunde zu schwären. Unser Hausarzt, Dr. Zinstag, schüttelte den Kopf, und ich musste ihm gestehen, wie ich zu dieser Wunde gekommen war. Mit dick von Gaze umwickeltem Finger verliess ich seine Praxis.

Die Wunde vernarbte. Dank ihr lehrnte ich endlich “links von rechts” zu unterscheiden, wie mein Daumen auf der rechten Hand über die Narbe strich. Die Narbe ist mir geblieben und die Erinnerung ebenfalls.

Der Himmel erhellte sich wieder!

 


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